zooschweiz - Verein wissenschaftlich geleiteter zoologischer Gärten der Schweiz
zoosuisse - Association des parcs zoologiques suisses gérés de façon scientifique

Aktuelle Nachrichten

Mai 2022

Erfolgreiche Brutsaison 2022

In diesem Jahr brüten die Waldrappe der europäischen Auswilderungspopulation an vier verschiedenen Standorten. Darunter auch die beiden gut etablierten Kolonien in Kuchl im Salzburger Land und Burghausen im deutschen Bayern. An beiden Standorten sind dieses Jahr sechs Nester von brütenden Paaren besetzt. In der jüngsten Kolonie in Überlingen am Bodensee brach dieses Jahr die zweite Brutsaison an und zwar mit der überwältigenden Zahl von sieben Nestern! Speziell ist wohl das erste migrierende Paar, das dieses Jahr aus dem italienischen Überwinterungsgebiet in den Tierpark Rosegg in Kärnten zurückgekehrt ist und dort erfolgreich brütet. In Burghausen sind bis 14 Vögel geschlüpft und es könnten sogar noch mehr werden. In den anderen Brutkolonien ist der Schlupf noch in vollem Gange und uns sind bisher nur wenige Einblicke möglich gewesen. Die genaue Anzahl an Jungvögeln ist daher noch nicht bekannt. Gemessen an einer Studie über die letzten Jahre darf jedoch eine Zahl von 2.5 Küken pro Nest angenommen werden. Insgesamt rechnen wir daher in dieser Brutsaison mit 50 flüggen Jungvögeln aus 20 Nestern. Verglichen mit den 36 Jungvögeln in 2021 ist dies eine bemerkenswerte Entwicklung. Die Zahl ausgeflogenen Jungvögeln in unserer Auswilderungspopulation ist im Vergleich zu anderen wildlebenden und zoobasierten Waldrappkolonien auffallend hoch. So liegt der Durchschnittswert der sedentären Wildpopulation in Marokko beispielsweise bei nur 1,23 flüggen Jungvögeln pro Nest. Die hohe Vermehrungsrate der Auswilderungspopulation in den Alpen ist unseres Erachtens nach auf Quantität und Qualität der verfügbaren Nahrungsgründe in den Brutgebieten zurückzuführen. Dafür sprechen die Ergebnisse einer Studie, in der wir anhand von GPS- und Satellitendaten die Habitateignung für den Waldrapp im nördlichen Alpenvorland modelliert haben. Gebiete mit hohem Eignungsindex überschneiden sich weitgehend mit historisch bekannten und gegenwärtigen Brutstätten. Die genannten Studien bilden eine wichtige wissenschaftliche Grundlage für die Wiederansiedlung. In Seekirchen am Wallersee wachsen derweil weitere 31 Küken in der Obhut ihrer menschlichen Zieheltern Helena Wehner und Lisa Kern auf. Sie sind inzwischen flügge und starten diese Woche mit dem Freiflugtraining und der Gewöhnung an die Ultraleichtflugzeuge, die sie im Herbst ins Überwinterungsgebiet leiten sollen.

Brut in der künstlichen Brutwand aus Holz in Überlingen am Bodensee. Im Juni sollen zwei bis drei Nester auf den Sandsteinfelsen am Bodenseeufer transferiert werden, um so die Besiedlung der natürlichen Strukturen einzuleiten. Die Methode des Nesttransfer wurde bereits am Brutstandort Kuchl mit grossem Erfolg durchgeführt. Foto: A. Schmalstieg

 

April 2022

Illegaler Abschuss eines Waldrappen in Italien   

Zahlreiche Partner unterstützen die Wiederansiedlung des Waldrapps in Europa. Nach der erfolgreichen Umsetzung des ersten EU-geförderten Projektes von 2014 bis 2019, startete dieses Jahr unter der Federführung des Tiergarten Schönbrunn Wien das zweite LIFE-Projekt. Ziel ist die Etablierung einer selbst erhaltenden europäischen Population von Waldrappen mit über 360 Tieren in Zusammenarbeit mit 10 Partnern aus vier Ländern. Der Waldrapp wird auf der Roten Liste der IUCN als „stark gefährdet“ eingestuft und steht unter internationalem Schutz.

Dennoch ist rund ein Drittel der Verluste in der europäischen Population auf illegale Abschüsse in Italien zurückzuführen. Das beeinträchtigt die Population erheblich und gefährdet ihr Überleben jedes Jahr aufs Neue. Bisher ereigneten sich die Abschüsse fast ausschliesslich während der Jagdsaison im Herbst und den frühen Wintermonaten. Doch der Fall Gero stellt eine beunruhigende Ausnahme dar. Gero gehörte zu der Brutkolonie im deutschen Überlingen am Bodensee. Sie schlüpfte 2019 und wurde im Rahmen des Auswilderungsprogrammes im ersten LIFE-Projekt handaufgezogen. Mit Hilfe der menschengeführten Migration wurde sie ins Überwinterungsgebiet in die Oasi Laguna di Orbetello in der südlichen Toskana geführt und dort ausgewildert. Nach Erreichen der Geschlechtsreife begann Gero ihre erste Frühjahrsmigration nach Norden am 19. April 2022 in Begleitung dreier Artgenossen. Dank der GPS-Sender auf den Rücken der Tiere, konnte ihre Route fast in Echtzeit nachverfolgt werden. Der Trupp flog nach Trentino, von wo aus sich Gero alleine auf den Weg nach Mantua machte. Hier blieb sie einige Tage nahe dem Fluss Canalbianco Po di Levante. Am Abend des 26. Aprils zeigten die GPS-Daten Geros Tod in der Nähe ihres Nachtquartiers an. Dank dieser Informationen konnte der Kadaver gefunden und geborgen werden. Eine anschliessende forensische Untersuchung stellte eindeutig Schrotkugeln als Grund für ihren Tod fest. Dies ist der Beweis für einen weiteren illegalen Abschuss, der sich jedoch diesmal beunruhigender Weise ausserhalb der Jagdsaison ereignete. Wie in jedem dieser Fälle wurde umgehend die Staatsanwaltschaft verständigt um Ermittlungen einzuleiten. Wir haben auch ein Schreiben an das italienische Ministerium für ökologischen Wandel geschickt mit dem dringenden Hinweis auf die Notwendigkeit von Massnahmen gegen die illegale Vogeljagd in diesem Gebiet.

Waldrapp Gero, gewildert am 29. April 2022 in Italien. Foto: Waldrappteam/Tiergarten Schönbrunn Wien

 

Zwischenbericht Oktober 2021

Projektziele 2021 weitgehend umgesetzt

Nachdem im vergangenen Jahr 2020 die Projektumsetzung infolge der Covid-19-Pandemie sehr eingeschränkt war, konnten 2021 die Projektziele bislang weitgehend umgesetzt werden. Im Frühjahr 2021 sind insgesamt 60 Waldrappe in die verschiedenen Brutgebiete zurück migriert: Burghausen (Bayern) und Kuchl (Salzburg) zusammen 25 Vögel, Überlingen (Baden-Württemberg) 27 Vögel und Rosegg (Kärnten) acht Vögel. In Burghausen und Kuchl wurden 29 Vögel in elf Nestern flügge (Reproduktionsrate 2.6 flügge Jungvögel pro Nest). In Überlingen sieben Jungvögel in drei Nestern (Reproduktionsrate 2.3). In Rosegg kam es in diesem Jahr noch zu keiner Brut. Sehr erfreulich ist die Entwicklung in Überlingen, sowohl die Anzahl der Migranten als auch die Reproduktion betreffend. Die verschiedenen Zugwege der Überlinger Waldrappe führte auch in diesem Jahr über Schweizer Territorium. Wie in den Vorjahren, sind die Reproduktionsraten im Populationsvergleich überdurchschnittlich hoch (Marokko ~ 1.6; Spanien –Proyecto Eremita ~ 0.9), was wir insbesondere auf die geeigneten Lebensräume in den Brutgebieten zurückführen. Eine Publikation zu den demographischen Daten wurde im Journal ORYX eingereicht und ist derzeit im Review-Prozess. Ebenso ist ein Manuskript zur Modellierung der verfügbaren Habitate für den Waldrapp im nördlichen Alpenvorland in Fertigstellung. Im Rahmen der menschengeführten Migration wurden in diesem Jahr 28 Jungvögel ausgewildert. Nach anfänglichem Aufenthalt im Tiergarten Schönbrunn Wien war der geplante Transfer nach Baden-Württemberg aufgrund der Covid-19-Beschränkungen nicht möglich. Die Vögel wurden daher in Seekirchen, Land Salzburg, trainiert und von dort aus in die Toskana geleitet, wo sie derzeit ausgewildert werden. Sie sollen später in die Brutgebiete Burghausen und Kuchl integriert werden. Es war die wohl effizienteste und erfolgreichste menschengeführte Migration bislang. Auch der Umfang der Medienproduktionen war aussergewöhnlich. So wurden zeitgleich Beiträge für zwei sehr prominente, international ausgestrahlte Produktionen gedreht. In Rosegg (Kärnten) wurden 26 Jungvögel in die Wildkolonie eingegliedert. Somit gab es 2021 einen Zuwachs der Population von insgesamt 90 Jungvögeln! Dem gegenüber stehen Verluste von bislang 35 Tieren. Der Population umfasst somit aktuell 213 Tiere. Dieser Stand wird sich bis zum Jahresende zwar noch reduzieren, aber wir rechnen mit ~200 Tiere (+36% Populationswachstum!). Die Gruppe der Herbstmigranten in den verschiedenen Brutgebieten umfasst 111 Tiere. Ein Teil der Vögel hält sich noch auf Nahrungswiesen im Umfeld der Brutgebiete auf. Andere sind schon im Wintergebiet angekommen. Im dritten Anlauf war die LIFE-Projektantragstellung erfolgreich. Ab 2022 beginnt somit ein zweites LIFE-Projekt mit siebenjähriger Laufzeit, unter der Leitung des Tiergarten Schönbrunn Wien. Primäre Zielsetzung ist eine selbständig überlebensfähige migrierende Population in Europa. Die Rahmenbedingungen dafür sind aus aktueller sich gut.

Ein Teil von 31 Waldrappen auf einem Acker in der Nähe von Salem (Deutschland), kurz vor der Migration in den Süden. Aufgenommen am 12. Oktober 2021. Foto: Roger Graf

 

Liste der Waldrappe aus der Überlinger Kolonie vom Oktober 2021

 

Frühjahr und Sommer 2021

Waldrappsichtungen in der Schweiz

Laufend werden Beobachtungen von freilegenden Waldrappen aus der Schweiz gemeldet. Es handelt sich um Tiere, die im Raum Überlingen am Bodensee ausgesetzt wurden und mit einem ersten begleiteten Vogelzug in die Toskana geflogen sind. Die Tiere sind nun erwachsen und suchen im Raum Bodensee auf deutschem und Schweizer Gebiet nach Nahrung und allenfalls nach einem Brutstandort. Die Vögel sind jedoch in der gesamten Schweiz, auch im Tessin und in der Romandie zu beobachten. Bitte beachten Sie bestimmte Verhaltensregeln, falls Sie einen Waldrappen sichten.

Liste der Überlinger Waldrappe Stand April 2021

Sichtung eines Waldrappen – Verhaltensregeln

Observation de l’ibis chauve – Règles de comportement

 

Juni 2021

EU-Kommission bewilligt Gesuch und leistet finanzielle Unterstützung für weitere acht Jahre!

Der Antrag zur Finanzierung einer nächsten Projektphase ab 2022 wurde der EU-Kommission als sehr positiv bewertet. Ausschlaggebend dafür war die organisatorische und finanzielle Kohärenz und Qualität. Als Antragsteller und Koordinator ist neu der Zoo Schönbrunn Wien zuständig. In Kürze sollte die Finanzhilfevereinbarung unterschrieben werden können. Der Projektstart ist auf den 1. Januar 2022 geplant.

 

April 2021

Drittes Gesuch eingereicht

Ein drittes Finanzierungsgesuch wurde dieses Frühling bei der EU-Kommission in Brüssel eingereicht. Absender und verantwortlicher Projektpartner ist nicht mehr das Waldrappteam aus Österreich, sondern der Wiener Tiergarten Schönbrunn. Im Spätsommer 2021 wird eine Antwort der Kommission erwartet.

 

Pressemeldung vom 2. Juni 2020

Zweites Finanzierungsgesuch abgelehnt

Seit kurzem wissen wir, dass auch der zweite LIFE-Projektantrag für eine Fortführung des Waldrapp-Wiederansiedlungsprojekt abgelehnt wurde. Ironischer Weise passiert das zu einer Zeit, wo wir uns einen besseren Verlauf des Projektes gar nicht wünschen können.

Trotz der erheblichen COVID-19 Einschränkungen beim Management, sind in den beiden Brutgebieten Burghausen (Bayern) und Kuchl (Land Salzburg) mehr als 30 Küken zu erwarten. Fünf Brutpaare brüten erstmals in den Nischen des prächtigen Konglomeratfels in Kuchl. In diesem Frühjahr sind bereits fünf Vögel der neu gegründeten Überlinger Brutkolonie in ihr Brutgebiet zurückgekehrt und weitere fünf Vögel befinden sich bereits nördlich der Alpen. Dies übertrifft unsere Erwartungen bei weitem und macht uns zum ersten Projekt weltweit, dem es gelungen ist eine Zugvogelart wieder zum Migrieren zu bringen und zwei distinkte Zugtraditionen zu gründen.

Die Erfolge des ausgelaufene LIFE+ Projekt sind im Abschlussbericht dargestellt. Wir konnten die gesetzten Ziele grossteils nicht nur erreichen, sondern sogar übertreffen. Zum Beispiel konnten wir Verluste durch illegale Jagd in Italien halbieren. Dies ist ein wichtiger Erfolg im Kampf gegen diese bedeutende Form der Umweltkriminalität, aber die Kampagne muss fortgeführt werden, um nachhaltige Effekte zu erzielen. Die mediale Berichterstattung und die wissenschaftlichen Publikationen haben dieses LIFE+ Projekt weit über die Grenzen der Europäischen Gemeinschaft hinaus bekannt gemacht. In mehr als 50 TV-Produktionen und mehr als 500 Artikeln im Zeitraum des LIFE+ Projektes konnten wir Menschen in einem positiven Kontext für Natur- und Artenschutz interessieren und begeistern – Grund zur Hoffnung in einer Zeit, die von Krisen und Katastrophen dominiert ist.

Bereits unser erster Antrag für ein LIFE Folgeprojekt wurde abgelehnt. Ausschlaggebend dafür waren insbesondere finanztechnische und organisatorische Aspekte. Für den zweiten Antrag haben wir versucht, die Kritikpunkte aus der ersten Bewertung in einer umfassenden Überarbeitung zu berücksichtigen, auch der Kostenumfang wurde erheblich reduziert. Leider ohne Erfolg. Die Bewertung war weitgehend identisch und das Projekt wurde neuerlich abgelehnt.

LIFE und NATURA 2000 ist wohl das grösste und erfolgreichste Natur- und Artenschutzprogramm der Gegenwart. Eine wichtige und zukunftsweisende Initiative der Europäischen Gemeinschaft, davon sind wir nach Umsetzung unseres ersten LIFE+ Projektes überzeugt. Eine kritische und objektive Evaluierung der Anträge ist ein wichtiges Kriterium für den Erfolg. Die kürzlich erfolgte neuerliche Ablehnung unseres Antrages aufgrund finanzieller und organisatorischer Kritik ist aber schwer nachvollziehbar, zumal die Massnahmen und Ziele des Projektes beide Male positiv bewertet wurden.

Modellierungen zur Überlebenswahrscheinlichkeit der im Rahmen des LIFE+ Projektes gegründeten europäischen Waldrapppopulation liefern positive Zukunftsprognosen. Das Ziel einer selbständig überlebensfähigen europäischen Population ist realistisch, allerdings nur wenn Management und Auswilderung noch über mehrere Jahre fortgesetzt werden. Ein vorzeitiges Ende des Projektes zum jetzigen Zeitpunkt, quasi zur Halbzeit, würde mit hoher Wahrscheinlichkeit das neuerliche Aussterben dieser europäischen Population zur Folge haben.

  Waldrappe in Domat/Ems GR, 4. Juni 2020

 

Pressemeldung vom 4. Juli 2019

Nach 400 Jahren: Erster wildlebender Waldrapp quert die Alpen in die Schweiz 

Bis ins Mittelalter war der Waldrapp eine verbreitete Zugvogelart in Europa. Bekannte ehemalige Brutkoloniestandorte dieses Felsnischenbrüters waren unter anderem die Molassewände entlang des Bodenseeufers bei Überlingen in Baden-Württemberg und die Felswände bei Bad Ragaz im Kanton St. Gallen. Jetzt begründet der junge Waldrapp Sonic die Hoffnung, dass die Art wieder an diese historischen Brutstandorte zurückkehrt.

Sonic, ein weiblicher Waldrapp, wurde 2017 als Küken einer Zookolonie entnommen, von menschlichen Zieheltern aufgezogen und mit 30 Artgenossen darauf trainiert, einem Fluggerät im Herbst von Überlingen aus bis in die südliche Toskana zu folgen. Dort wurde sie ausgewildert. Zwei Jahre später, am 5. Juni 2019, verliess Sonic die Toskana wieder. Ihr Flug kann dank eines GPS-Senders über die App Animal Tracker mitverfolgt werden. Bislang hat Sonic mehr als 1500 Kilometer zurückgelegt. Anfangs folgte sie einem direkten Kurs Richtung Überlingen und flog über den Lago di Iseo in die Alpen. Beim Anflug auf das Ortler-Massiv, auf 2229 Meter über Meer, kehrte sie aber um und suchte daraufhin eine Route weiter westlich. Sie flog zum Lago di Como und von dort aus nach Graubünden. Seit 24. Juni hält sich Sonic in der Schweiz auf.

Schon die Gründung der ersten Zugroute von Kuchl bei Salzburg und Burghausen in Bayern in die Toskana mittels der menschengeführten Migration war ein vielbeachteter Erfolg des Waldrappteams. Der Flug von Sonic ist ein weiterer Meilenstein bei der Entwicklung dieser Artenschutzmethode. Ausgehend von einem gemeinsamen Wintergebiet folgte Sonic einer direkten Route in ihr Brutgebiet, während andere Artgenossen entlang einer deutlich weiter östlich gerichteten Route nach Salzburg und Burghausen fliegen. Johannes Fritz, Leiter des Wiederansiedlungsprojektes: „Sonic bestätigt, dass man mit unserer Methode auch komplexere Zugmuster gründen kann, wie sie bei den meisten Zugvogelarten zu finden sind. Das ist ein essentieller Fortschritt für die Wiederansiedlung des Waldrapps. Dadurch erschliessen sich aber auch bedeutende neue Möglichkeiten für den Artenschutz bei Zugvögeln.“

Sonic ist noch nicht geschlechtsreif. Es gibt für sie keine Notwendigkeit den ganzen Weg in das Brutgebiet bis nach Überlingen am Bodensee zu fliegen. Offenbar hat sie bei Bad Ragaz und im Raum Chur ein attraktives Nahrungsgebiet gefunden. Sie könnte sich dort noch länger aufhalten. Ob sie dann von dort weiter nach Überlingen fliegt oder direkt in die Toskana zurückkehrt, ist zurzeit nicht voraussagbar.

 

Pressemeldung vom 11. September 2018

Erfolgreiche Migration 2018

Am 28. August 2018, genau zwei Wochen nach dem Start in Überlingen am Bodensee (D), ist das Waldrappteam mit 29 handaufgezogenen Waldrappen am Rande des WWF-Schutzgebietes Oasi Laguna di Orbetello gelandet. Die gesamte Migrationsstrecke von 885 Kilometern wurde in fünf Flugetappen bewältigt.

 

Pressemeldung vom 22. August 2018

Fünfte menschengeführte Waldrapp-Migration

Am 15. August startete die fünfte menschengeführte Migration im Rahmen des Europäischen LIFE+ Wiederansiedlungsprojektes in Überlingen am Bodensee. Am 21. August erreichte das Team den Flugplatz Thiene am Nordrand der Poebene. In nur drei Flugetappen mit einer Gesamtstrecke von 408 Kilometer wurden die Alpen überquert. .

Waldrappe kurz vor der Landung in Thiene am Rande der Poebene am 21. August 2018./Les ibis chauves peu avant l’atterrissage à Thien, en bordure de la plaine du Pô, le 21 août 2018. Photo: Waldrappteam

 

Königsetappe war der zweite Flug über den Arlberg bis auf den Reschenpass. Am 19. August starteten zwei Fluggeräte mit je zwei Personen und 29 jungen Waldrappen im Bregenzerwald in Vorarlberg. In etwas mehr als zwei Stunden legte die Formation 120 Kilometer zurück und landete auf einer Wiese am Reschenpass auf 1500 Metern Höhe über Meer an der Grenze zu Italien. Zwei Tage später, am 21. August, startet das Team bereits wieder, um die Strecke von 190 Kilometern über Meran und Bozen bis an den Nordrand der Poebene in knapp vier Stunden Flugzeit zurückzulegen. Die maximale Flughöhe der Vögel und der Fluggeräte betrug 2200 Meter, was neuer Rekord bedeutet. So konnten die Südtiroler Berge geradlinig überflogen werden. Selbst eine Adlerattacke kurz vor Meran konnte den Rekordflug nicht stoppen. Die Waldrappe reagierten sehr rasch und suchten die Nähe der Fluggeräte.

In diesem Jahr besteht das Migrationsteam aus 21 Personen. Mit dabei sind auch Wissenschaftler, die im Rahmen eines vom Österreichischen Wissenschaftsfonds finanzierten Forschungsprojektes untersuchen, wie und warum viele Zugvögel wie der Waldrapp in V-Formationen fliegen. Dazu tragen die Vögel während einiger Flüge speziell entwickelte GPS-Datenlogger. Zudem kooperiert das Team auch mit der ICARUS Global Observation System GmbH, die eine innovative Technologie zur Tierortung entwickelt. Die Waldrappe tragen Prototypen dieser fünf Gramm schweren Sender und
Bereits am 23. August geht die Reise weiter. Geplant ist ein Flug quer über die Poebene. Bei gutem Verlauf soll auch gleich noch der Apennin überflogen werden. Damit würde die Serie an Rekordflügen fortgesetzt. Über die Reise wird auf der Facebook-Seite des Projektes kontinuierlich berichtet. Kurz vor jedem Start wird ein Livetrack gepostet, über den man den Flug mit den Vögeln live mitverfolgen kann.

   http://www.facebook.com/waldrappteam

 

Pressemeldung vom 26. Juli 2018

Vier Waldrappen vom Zoo Zürich für die Wiederansiedlung

Der Zoo Zürich stellt vier junge Waldrappen zum Auswildern für das europäische Wiederansiedlungsprojekt «Reason for Hope» zur Verfügung. Am 25. Juli 2018 haben vier junge Waldrappen den Zoo Zürich Richtung Österreich verlassen. Die im Mai dieses Jahres geschlüpften Vögel, zwei Männchen und zwei Weibchen, werden im Rahmen des europäischen Projekts wieder angesiedelt. Der Zoo Zürich hat erstmals im Jahr 2008 fünf Tiere für das Naturschutzprojekt zur Verfügung gestellt.

Waldrappe aus dem Zoo Zürich für das internationale Projekt./Un des ibis chauves du Zoo de Zurich pour le projet international. Photo: Zoo Zürich/Gina Moergeli

 

Pressemeldung vom 22. Juli 2018

Tod durch Stromschlag

Am 21. Juli 2018 starben zeitgleich vier Waldrappe durch Stromschlag auf einem ungesicherten Mittelspannungsmast im Gemeindegebiet von Hochburg-Ach in Oberösterreich. Die Vögel nutzten den Mast als Rastplatz und stellten einen tödlichen Kurzschluss zwischen Leitung und Mast her. Am darauf folgenden Tag starb noch ein fünfter Waldrapp am selben Mast. Der betreffende Mast wurde inzwischen von der Netz Oberösterreich GmbH durch einen Überbau vorläufig gesichert. Zudem wurde in einem Gespräch zwischen Vertretern der Energie AG OÖ und dem Waldrappteam die Sicherung gefährlicher Masten im gesamten Gemeindegebiet von Hochburg-Ach bis zur nächsten Brutsaison 2019 vereinbart. Dieses Beispiel zeigt, dass von in der Regel ungesicherten Mittelspannungsmasten eine grosse Gefahr für mittelgrosse und grosse Vögel wie Waldrappe und Weissstörche ausgeht. Dieses Problem betrifft nicht nur Strombetreiber in Deutschland und Österreich, sondern explizit auch die aktuelle Situation in der Schweiz.

Pressemeldung Waldrappteam

Gefährliche Landung von Waldrappen auf einem ungesicherten Strommasten./Atterrissage dangereux d’ibis chauves sur un mât électrique non sécurisé. Photo: Waldrappteam

 

Ungesicherte Mittelspannungs-Strommasten töten immer wieder Waldrappe./Les mâts électriques de moyenne tension non sécurisés tuent régulièrement des ibis chauves. Photo: Waldrappteam