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Zoo Basel: Neue Hai-Art und Zuchtprogramm für Haie

Nach langem Warten hat es bei den Kalifornischen Stierkopfhaien (Heterodontus francisci) gleich mehrfach Nachwuchs gegeben. Die Umstände sind etwas speziell: Ein Weibchen, das mehrmals erfolgreich gezüchtet hatte, verstarb im Frühling 2020. Kurz vor dem Tod legte es noch ein Ei ab. Nach etwas mehr als sieben Monaten schlüpfte letzten Oktober daraus ein männliches Jungtier, das in einem Aufzuchtbecken hinter den Kulissen des Vivariums heranwächst. Am 15. März hat es Gesellschaft erhalten: Aus einem weiteren Ei schlüpfte ein, mit einer Länge von fast 14 Zentimetern, recht grosses weibliches Jungtier. Die Mutter ist ein neunjähriges Weibchen, das bisher noch nicht gezüchtet hatte.

Das Zuchtprogramm für Stierkopfhaie wird in Amsterdam geführt. Es listet in Europa ungefähr 45 Tiere in zwölf Zoos auf. Es ist nicht bekannt, wie viele Stierkopfhaie es in der Natur noch gibt. Auf der Roten Liste ist derzeit kein Gefährdungsgrad vermerkt. Die kleine Hai-Art stammt aus den Küstengebieten von Kalifornien und der Halbinsel Baja California. Sie ist bodenlebend und vor allem nachts aktiv. Ihre Reviergrösse beträgt meist nicht mehr als maximal 1000 Quadratmeter. Die Tiere sind sehr ortstreu; so wurden einzelne Tiere nach über zehn Jahren an genau der gleichen Stelle wiedergefunden.

Aus dem gleichen Verbreitungsgebiet wie die Stierkopfhaie stammen die Kalifornischen Schwellhaie (Cephaloscyllium ventriosum). Die beiden Weibchen sind 2018 im Zoo Leipzig geschlüpft und kamen über das Haus des Meeres in Wien nach Basel. Das Besondere ist, dass ihre Mutter seit 2001 ganz alleine im Zoo Leipzig lebte. Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei den Jungen also um parthenogenetisch entstandene Tiere. Parthenogenese nennt man im Volksmund auch «Jungfernzeugung». Bei dieser wachsen aus unbefruchteten Eiern Jungtiere heran. Bei Kalifornischen Schwellhaien wurde Parthenogenese bisher nicht beschrieben, bei vielen Hai-Arten – auch bei solchen aus der gleichen Gattung der Schwellhaie – ist sie aber bekannt. Diese Erkenntnis konnte nur dank der Haltung von Haien in Aquarien gewonnen werden. Erstmals wurde Parthenogenese 2001 im amerikanischen Omaha Zoo an Schaufelnasen-Hammerhaien (Sphyrna tiburo) nachgewiesen – seither aber bei vielen Hai-Arten beobachtet. Der Kalifornische Schwellhai kann bis etwa einen Meter lang werden. Seinen Körperumfang kann er ungefähr verdoppeln: Fühlt er sich bedroht kann er seinen Magen mit Wasser füllen. Daher rührt auch sein deutscher Name. Im Freiland ist die Art zwar nicht gefährdet, aber in Europa wird er in nur vier weiteren Institutionen gepflegt.