zooschweiz - Verein wissenschaftlich geleiteter zoologischer Gärten der Schweiz
zoosuisse - Association des parcs zoologiques suisses gérés de façon scientifique

Nachwuchs bei den Panzernashörnern im Zoologischen Garten Basel

Nach 498 Tagen Tragzeit brachte Nashornkuh Quetta am 13. Mai um 23.35 Uhr im Zoo Basel einen Panzernashorn-Bullen zur Welt. Vater des Jungen ist Jaffna. Muttertier und Kalb sind wohlauf.

Quetta ist eine erfahrene Mutter; Tarun ist ihr fünftes Kalb. Entsprechend reibungslos verlief die Geburt. Das Jungtier konnte am Tag danach mehrmals beim Trinken beobachtet werden und entwickelt sich gut. Es nimmt pro Tag etwa zwei Kilogramm an Gewicht zu. Momentan trinkt Tarun nur Muttermilch, später kommt auch feste Nahrung hinzu. Gesäugt wird der Jungbulle rund zwölf Monate. Wie bei Panzernashörnern üblich, bestimmt Tarun über den Tagesablauf. Die Mutter richtet sich nach seinem Tempo. Tarun war in den ersten Tagen scheu und zurückhaltend. Es dauerte also ein bisschen, bis er im Stall, immer gefolgt vom Muttertier, auf «Entdeckungsreise» ging. Mittlerweile bewegt er sich problemlos zwischen den Stallungen hin und her. In einem nächsten Schritt wird Tarun lernen müssen, sich nach draussen zu begeben und abends wieder nach drinnen. Im Alter von zwei bis vier Monaten wird Tarun in die Nashorngruppe eingeführt. Bis dahin bleiben Mutter und Kalb unter sich.

Der Zoo Basel hat eine lange Tradition und Expertise in der Zucht von Panzernashörnern. 1956 wurde das erste Indische Panzernashorn in Basel geboren. Rudra, 1987 verstorben, war der erste Panzernashorn-Bulle weltweit, der in einem Zoo zur Welt kam. Mit Tarun sind im Zolli nun 36 Geburten registriert. Seit 1972 führt der Zoo Basel das internationale Zuchtbuch der Panzernashörner und koordiniert seit 1990 das Europäische Erhaltungszuchtprogramm, genannt EEP (Ex-situ-Programm der European Association of Zoos and Aquaria EAZA). Um die genetische Vielfalt der Zoo-Population so divers wie möglich zu erhalten, ist es das Ziel eines EEP, dass die Anzahl verwandter Tiere jedes Individuums in der Population so ausgeglichen wie möglich ist.

Im Zolli leben zurzeit fünf Nashörner: Quetta (28) und Tarun, Vater Jaffna (28), Bruder Orys (5) und Shakti (5), die 2019 aus dem Zoologischen Garten Pilsen (Tschechien) hierherkam.

Indische Panzernashörner leben im offenen Grasland und in den Feuchtgebieten Nepals und Indiens. Ihr natürlicher Lebensraum beschränkt sich auf Nationalparks. Die International Union for Conservation of Nature (IUCN) stuft die Panzernashörner als bedroht ein – genauso wie die anderen vier Nashornarten in Afrika (Breit- und Spitzmaulnashorn) resp. Asien (Java- und Sumatra-Nashorn). Gründe für die Gefährdung sind Lebensraumverlust und illegale Wilderei. Seit 2005 unterstützt der Zoo Basel daher das Projekt «Indian Rhino Vision 2020». Die erste Projektphase hatte die Absicht, die Panzernashörner im indischen Bundesstaat Assam unter besseren Schutz zu stellen und deren Population bis Ende 2020 auf 3’000 Tiere anwachsen zu lassen. Dieses Vorhaben ist geglückt; heute besteht die Population aus rund 4’000 Individuen. Um sicherzustellen, dass die Population weiterhin gut gedeihen kann, arbeitet die IRF zurzeit an einer nächsten Projektphase.

Mit der «Sumatran Rhino Survival Alliance» wurde 2018 ein ähnliches Projekt in Sumatra lanciert. Das Sumatra-Nashorn ist aufgrund seines rapiden Rückgangs durch Wilderei die am stärksten gefährdete Nashornart weltweit. Auf Sumatra und Borneo leben heute weniger als 80 Tiere. In Partnerschaft mit der IRF unterstützt der Zoo Basel seit 2017 deren gezielte Nachzucht in Sumatra. Ziel der indonesischen Regierung ist es, mit wenigen Individuen eine genügend grosse Ausgangspopulation aufzubauen, aus der Tiere eines Tages wieder in die Wildbahn entlassen werden können. Im Idealfall genauso, wie das auch für Zoopopulationen gilt. Die koordinierte Zucht im Rahmen eines EEP erlaubt, dass Tiere bei Bedarf ausgewildert und in ihrer Heimat wieder angesiedelt werden können.