zooschweiz - Verein wissenschaftlich geleiteter zoologischer Gärten der Schweiz
zoosuisse - Association des parcs zoologiques suisses gérés de façon scientifique

Neue Bartgeier-Zuchtstation in Goldau

Am 4. Juni 2019 wurde eine neue Zuchtstation für Bartgeier eingeweiht. Die aus einheimischem Holz konstruierte Anlage ist wichtiger Bestandteil für das Wiederansiedlungsprojekt im Alpenraum. Die Holzkonstruktion aus Lärche umfasst sechs abgetrennte Areale, in welchen Brutpaare ihre Jungvögel aufziehen können. Die einzelnen Areale sind mit Sichtschutz versehen, da Bartgeier nicht brüten, wenn andere Vögel in ihren Horst sehen können. Jeweils zwei Areale können miteinander verbunden werden, so dass auch andere Tierarten darin aufgezogen werden können. Der Bau mit einer Mindestlebensdauer von 15 Jahren kostete rund 430’000.- Schweizer Franken.

Bereits vor über 20 Jahren wurde in Goldau eine Bartgeier-Zuchtstation in Betrieb genommen. Jedoch hat ihr Netz seinen Zenit überschritten: Es ist komplett spröde und bricht an vielen Stellen. Eine professionelle und erfolgreiche Zucht der Vögel ist damit nicht mehr möglich. Daher musste eine neue Zuchtstation gebaut werden.

Der Bartgeier war früher im Alpenraum weit verbreitet. Leider wurde ihm sein falscher Ruf als Lämmer- und sogar Kinderräuber zum Verhängnis. 1913 wurde der letzte Bartgeier in den Alpen erlegt. Es folgte mehr als ein halbes Jahrhundert ohne den «König der Lüfte», bis 1978 das Projekt zur Wiederansiedlung ins Leben gerufen wurde und im Jahr 1986 der erste Vogel in Österreich ausgewildert wurde. Das Projekt wurde Schritt für Schritt über den ganzen Alpenraum ausgedehnt. 1991 erfolgte die erste Auswilderung in der Schweiz. Am Erhaltungszuchtprogramm des stark gefährdeten Geiers beteiligen sich europaweit über 40 Zoos und Zuchtstationen. Bis im Jahr 2018 wurden total 223 junge Bartgeier erfolgreich im Alpenraum ausgewildert und imposante 233 Wildbruten gezählt (Stand September 2018).

Im Natur- und Tierpark Goldau sollen Tiere mit den für Auswilderungen am besten geeigneten Genen gezüchtet werden. Zusätzlich kommen alle Bartgeier, die in der Schweiz ausgewildert werden, einige Tage vorher nach Goldau in Quarantäne, um sich aneinander zu gewöhnen. Hier werden sie auch untersucht und markiert.